Zwischen Kreis und Pyramide – Beraten in hoch komplexen dynamischen Settings
Beschreibung
Die Kunst der Navigation im Spannungsfeld unterschiedlicher Führungskulturen
Kein Vergleich mehr zu den Beratungssettings von vor 20 Jahren. Heute stehen Berater:innen in einem enorm volatilen und komplexen Umfeld mit hohen Ansprüchen und Erwartungen aller Beteiligten. Sie müssen mit einer Vielfalt und Spanne an Ungleichzeitigkeiten zurechtkommen. Vor allem mit Fokus auf Führung und Leitung. Das ist eine sehr anspruchsvolle Aufgabe, die neben dem konsequenten systemischen Blick und einer unterstützenden Berater:innenhaltung vielfältige Kompetenzen und das sichere Handling passender Werk- zeuge erfordert.
Kirchliche Organisations- und Gemeindeberaterinnen erleben bei ihren Einsätzen oft eine bunte Blumenwiese mit großer Artenvielfalt. Das Neben- und Miteinander ist nicht immer stressfrei. Einiges passt möglicherweise nicht so ganz zusammen. Manches verkümmert, während anderes wuchert. Da geht es um Standort, Passung, Nährstoffe und Wachstumsbedingungen. Mit Blick auf Leitung und Führung übersetzt heißt das zum Beispiel: Macht, Ansprüche, Durchsetzungs- stärke, Deutungshoheit und nicht zuletzt Stilfragen. So stehen Berater:innen immer wieder neu vor der Aufgabe, Rolle, Haltung, Bilder und Fragen in diesen volatilen, unsicheren und vieldeutigen Szenarien zu schärfen.
Diese Fachtagung exklusiv für kirchliche Organisationsberater:innen richtet den Blick insbesondere auf die verschiedenen Führungs- bzw. Leitungskulturen. Top down und agil, „der Ober sticht den Unter“ und selbstorganisierte Teams, Pyramide und Kreis, proaktiv partizipierend und klare Anweisung, direktiv und innovativ, „so haben wir das immer schon gemacht“ und frische Ideen sowie ganz viel Buntes dazwischen und dazu.
Kulturentwicklung, Führung und Beratung
Die Anforderungen an kirchliche Organisationsberatung und -entwicklung verändern sich mit den Herausforderungen, vor denen die Kirche als Organisation steht. Änderungen an der Oberfläche helfen nicht weiter und verschärfen die aktuelle Krise. Tief- greifende und umfassende Kulturveränderungen stehen an.
Auf diesem Hintergrund bewegen sich Berater:innen heute in einem hoch komplexen und dynamischen Umfeld, das zunehmend volatilen Charakter annimmt. Schon die Auftragslage ist vielfach disparat: Systemerhalt oder -veränderung? Wahrnehmungen, Überzeugungen, Interessen und Ansprüche der Beteiligten driften zunehmend auseinander. Selbst die Regeln der Kommunikation werden brüchig, so dass es schwerfällt, den Kommunikationszusammengang, also die Kopplung aufrecht zu erhalten, die erforderlich ist, um das Neue im Bestehenden zu entwickeln, das zudem auch noch möglichst nachhaltig sein soll.
Berater:innen haben das Handwerkszeug, mit dieser Situation professionell umzugehen. Neben dem systemisch-konstruktivistischen Blick und einer systemischen Grundhaltung, die eine tragfähige Arbeitsbeziehung ermöglicht, können sie auf ein differenziertes Instrumentarium zur Gestaltung von Architekturen und Prozessen zurückgreifen.
Dennoch lohnt es sich, gemeinsam zu reflektieren, was passiert, wenn unterschiedliche, u.U. inkompatible Kulturen aufeinanderprallen, wie Prozesse zu gestalten sind, damit nachhaltige Lösungen gefunden werden können, die den unterschiedlichen Stakeholdern gerecht werden und der Organisation eine gute Zukunft eröffnen können. Das soll auf der Fachtagung versucht werden mit einem besonderen Fokus auf Führung bzw. Leitung, weil sich hier die Unterschiede zwischen kirchlichen Kulturen in besonderer Weise zeigen.
Inhalt
• Fokus 1: Agilität – vom Einheits- zum Differenzierungsparadigma
• Fokus 2: Empowerment – von vertikaler zu horizontaler Führung
• Fokus 3: Geteilte Leitung – von heroischem zu postheroischem Leitungsverständnis
• Coaching als Meta-Format - Basics
• Kopplung – Haltung/Beziehungsangebot
• Indikation – Entwicklungspfad/Format/Toolset
• Fokus – harte und weiche Faktoren
• Zielperspektive – Entscheidung/Commitment
Blick von außen: Leadership und Kulturen
Priester aus der Weltkirche, vor allem aus Indien sind in vielen Diözesen tätig. Sie repräsentieren die kulturelle Vielfalt des Katholischseins und bringen durch ihre Erfahrungen und ihren Blickwinkel neue Perspektiven ein. So schön und bereichernd dies sein kann, so irritierend kann kulturelle Vielfalt sein. Und zwar auf beiden Seiten. Andersheit birgt Chancen und enthält zugleich Störpotenzial. Oftmals sorgt gerade das Führungsverständnis und die damit jeweils verbundenen Erwartungen an eine gedeihliche Team- und Führungskultur für Zündstoff.
„Der Blick von Außen“ stellt unterschiedliche kulturbedingte Führungsstile vor, schlüsselt das jeweilige Verständnis von Führung auf und zeigt damit verbundene Konsequenzen in der Spanne der unterschiedlichen Erwartungen bzw. Vorstellung an und von einer guten Führungskraft, ihre Rolle, ihr Verhalten und ihre Kommunikation. Es werden Werkzeuge zum Aufbau interkultureller Kompetenz vorgestellt und anhand von Fallbeispielen aus der Praxis internationaler Teams vorgestellt.
Inhalt
Gearbeitet wird in einem guten Wechsel von Input, Übung und Reflexion, damit der Praxistransfer ermöglicht wird. Es ist wünschenswert, dass die Teilnehmer:innen ihre Fragen, Themen und Praxisbeispiele mitbringen, um sie im Fokus der Fachtagung zu betrachten.
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Beteiligte Personen
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Referentinnen:
Dr. Valentin Dessoy, Mainz - Prof. Dr. Simone Rappel, Freising
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Moderation:
Dr. Judith Müller, München
* gilt für Teilnehmende der (Erz-)Bistümer: Augsburg, Bamberg, Eichstätt, München und Freising, Regensburg und Würzburg